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Gathmann Michaelis und Freunde | Gewalt

Ge­walt in der Pf­le­ge

Pflegetätigkeit kann Bedürftige und pflegende Angehörige an ihre Grenzen bringen und, als eine Folge, zu Gewalt führen. Sie kann sich gegen Pflegebedürftige, aber auch gegen pflegende Angehörige richten.

Warum ge­schieht Ge­walt in der Pf­le­ge?

Mögliche Auslöser für Gewalt gegen pflegende Angehörige

  • Unterdrückung von Gefühlen: Pflegebedürftige werden täglich mit dem Verlust der eigenen Leistungsfähigkeit konfrontiert. Aufkommende Verzweiflung und Wut können sich in Gewalt gegen pflegende Angehörige entladen.
  • Abhängigkeit: Die Abhängigkeit von einem Angehörigen und eine eingeschränkte Selbstbestimmtheit können Frustration bei dem zu Pflegenden verursachen und zu Gewalt gegen den Pflegenden führen.
  • Hohe Erwartungshaltung: Zu hohe Erwartungen an pflegende Angehörige, die aus Sicht des zu Pflegenden nicht erfüllt werden, können beim ihm Wut verursachen und Auslöser für Gewalt gegen den Pflegenden sein.
  • Krankheitsbedingte Gewalt: Bei demenziell erkrankten Menschen kann Aggressivität zum Krankheitsbild gehören. Sie kann auch in körperliche Gewalt umschlagen.

 

Mögliche Auslöser für Gewalt gegen zu Pflegende

  • Unzufriedenheit: Eine Unzufriedenheit des pflegenden Angehörigen mit der Pflegetätigkeit kann zu Gewalt gegen den Pflegebedürftigen führen.
  • Unterdrücken der eigenen Bedürfnisse: Pflegende Angehörige stellen eigene Bedürfnisse häufig hinten an. Dies kann auf Dauer zu Wut führen. Wird sie dauerhaft unterdrückt, ist Gewalt eine häufige Folge.
  • Überforderung: Auch eine Überforderung mit der Pflegesituation kann Gewalt verursachen.
  • Hohe Erwartungshaltung: Erwartungen an den zu Pflegende wie zum Beispiel Dankbarkeit oder ein stärkeres Mitmachen, die dieser aus Sicht des pflegenden Angehörigen nicht erfüllt, können beim Pflegenden in Aggressivität umschlagen und zu Gewalt gegen den zu Pflegenden führen.

Wel­che Form hat Ge­walt in der Pf­le­ge?

Gewalt in der Pflege hat viele Facetten und kann sich zum Beispiel in folgenden Formen äußern:

  • Körperliche Gewalt: Schlagen und Kneifen, aber auch grobes Festhalten oder übermäßiger Einsatz von körperlicher Kraft bei einer Pflegetätigkeit gehören zur körperlichen Gewalt.
  • Gewalt ohne Körperkontakt: Gewalt kann auch verbal oder nonverbal und damit ohne Körperkontakt geschehen. Dazu gehört zum Beispiel das Zwingen einer Person zu einer Handlung, wie dem Essen, dem Anziehen oder dem Aufstehen. Auch Drohungen, Vorwürfe, Beschimpfungen und respektloses Verhalten, übermäßige Ungeduld oder Kontrolle gehören zur Gewalt ohne Körperkontakt. Darüber hinaus ist zum Beispiel bewusstes Wartenlassen des zu Pflegenden oder das Verweigern von Unterstützung Gewalt.
  • Freiheitsentziehende Maßnahmen: Eine besondere Form der Gewalt- oder Machtausübung sind freiheitsentziehende Maßnahmen. Beispiele sind das Einschließen in der Wohnung, das Hochstellen der Bettgitter oder das Fixieren auf einem Stuhl gegen den Willen des zu Pflegenden.

 

Ist Men­schen im­mer be­wusst, dass sie Ge­walt aus­ü­ben?

Nein. Häufig geschieht die Gewalt unbewusst. Pflegende Angehörige ebenso wie Pflegebedürftige wollen keine körperliche Gewalt ausüben, drücken aber zum Beispiel durch Gewalt ohne Körperkontakt die eigene Unzufriedenheit aus.

Wie kann Ge­walt in der Pf­le­ge be­en­det wer­den?

Gewalt und Aggressionen können ein Ausdruck von Schmerzen, Ängsten, Hunger oder Langeweile sein. Um Gewaltausbrüche zu vermeiden, sollte eine Partei die Auseinandersetzung durchbrechen. Das kann zum Beispiel durch eine klare verbale Zurückweisung und körperliche Distanz geschehen. Zu viel Rücksicht ist dabei unangebracht. Mit geistig klaren Pflegebedürftigen sollte das gemeinsame Gespräch gesucht werden – wobei der Anstoß auch von dem Pflegebedürftigen selbst kommen kann. Beiden Seiten sollte klar werden, was Wut bedeutet und was sie bei dem anderen anrichtet. Sie sollten die Gründe für die Aggressionen suchen und daran arbeiten, sie zu überwinden. Geduld ist bei der Ursachenforschung wichtig. Wenn beide Seiten schwierige Situationen frühzeitig erkennen, können sie durch Kommunikation gegensteuern und eine Eskalation verhindern. Kompliziert wird es, wenn zu Pflegende geistig nicht mehr in der Lage sind, ihre Bedürfnisse zu äußern.

Warum soll­te ich Hil­fe in An­spruch neh­men, wenn ich Ge­walt in der Pf­le­ge aus­ü­be?

Gewaltsituationen in der häuslichen Pflege dürfen nicht unterschätzt werden. Es liegt in der Verantwortung des pflegenden Angehörigen, die Ursachen für Gewalt zu finden, ihr vorzubeugen und sie in den Griff zu bekommen. Gespräche mit Vertrauenspersonen oder Konfliktberatern können dabei helfen. Das gilt gleichermaßen dann, wenn der oder die pflegende Angehörige das Opfer von gewaltbesetzten Handlungen ist – oder aber der Täter/die Täterin. So oder so benötigt er oder sie Unterstützung.

Wo be­kom­me ich Hil­fe und wei­te­re In­for­ma­tio­nen?

Holen Sie sich professionellen Rat, um der Ursache für die Gewalt auf den Grund zu gehen. Wichtige Ansprechpartner sind Krisentelefone und Beratungsstellen für pflegende Angehörige. Schulungen, Kurse oder Entspannungsmethoden können helfen, zwischenmenschliche Probleme zu bewältigen. Auch Selbsthilfegruppen können Betroffene auffangen. Denn das Betrachten der Konfliktsituation von außen kann den Blick für bisher übersehene Ursachen öffnen. Pflegende merken hier schnell, dass sie nicht allein mit ihren Aufgaben und Herausforderungen sind. Weitere Informationen bieten Ihnen das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz sowie das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP).

Foto (Titelbild): Ljupco Smokovski/shutterstock.com

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