Tabuthemen in der Pflege
Einen Angehörigen daheim zu pflegen, birgt auch Schattenseiten. Darüber spricht niemand gern, die Scheu ist groß. Liebe und Zuneigung bewahren jedoch nicht vor Ekel. Häufig fällt Pflegenden auch das Eingeständnis schwer, mit der Pflege überfordert zu sein und nicht mehr zu können. Dafür gibt es verschiedene Gründe, etwa hohe Ansprüche an sich selbst oder die Erwartungen der Pflegebedürftigen. Oder es hemmt das einst gegebene Versprechen, den Partner, den Vater oder die Mutter nicht in ein Heim zu geben. Zu den Tabuthemen gehören zudem Inkontinenz, Alkohol und Tabletten – und erst recht Gewalt. Die Aktion Das sichere Haus (DSH) zeigt auf, welche Konflikte und Probleme bei der häuslichen Pflege entstehen können. Wir erläutern, woran Sie sie rechtzeitig erkennen und wie Sie vorbeugen. Ferner weisen wir auf Lösungen und Hilfsangebote hin.
Überforderung
Häusliche Pflege verlangt den pflegenden Angehörigen emotional und körperlich viel ab. Erst recht, wenn diese Arbeit mit der Berufstätigkeit oder den Bedürfnissen der eigenen Familie unter einen Hut gebracht werden muss. Auf die Dauer und mit zunehmender Pflegebedürftigkeit steigen die Belastungen, häufig fehlt der Ausgleich. Wichtig ist, eine Überforderung frühzeitig zu erkennen, um sie zu vermeiden.
Ekel
Das Gefühl von Ekel tritt in der Pflege häufig auf. Das geschieht etwa im Umgang mit Ausscheidungen, Inkontinenz, Erbrochenem, eiternden Wunden oder übelriechenden Zahnprothesen. Ekel zu empfinden ist natürlich, es handelt sich um einen Schutzmechanismus. Gleichzeit löst er bei vielen pflegenden Angehörigen ein schlechtes Gewissen aus, und auch die Pflegebedürftigen schämen und ekeln sich.
Inkontinenz
In Deutschland leiden etwa zehn Millionen Menschen an Inkontinenz. Trotzdem zählen Blasenschwäche und unkontrolliert entweichender Stuhlgang zu den Tabuthemen – auch in der Pflege. Aufgrund ihrer Anatomie sind Frauen häufiger von Inkontinenz betroffen, desgleichen ältere Menschen und demenziell Erkrankte. Wir geben Tipps für den Umgang mit Inkontinenz.
Gewalt
Anschreien, beschimpfen, schlagen, ignorieren oder vernachlässigen: Gewalt in der häuslichen Pflege zeigt viele Gesichter. Auslöser können Überforderung und Probleme in der Kommunikation sein. Meist gibt es jedoch mehrere Ursachen, wenn pflegende Angehörige Geduld und Nerven verlieren und physisch oder psychisch gewalttätig werden. Ebenso kommt es vor, dass sich Pflegebedürftige aggressiv verhalten. Die Aktion Das sichere Haus (DSH) informiert über Formen von Gewalt in der Pflege, ihre Prävention und die Hilfen, um sie zu beenden.
Alkohol und Medikamente
Wer sich um einen pflegebedürftigen Angehörigen kümmert, steht oft unter hohem Druck. Abends fällt es schwer, abzuschalten und zu entspannen. Etliche Pflegende belohnen oder trösten sich daher nach einem anstrengenden Tag regelmäßig mit einem Glas Bier oder Wein. Andere greifen zu Tabletten, um sich zu beruhigen oder in den Schlaf zu finden. Schnell entsteht daraus eine Gewohnheit, die zur Sucht führt.
Foto (Titelbild): Syda Productions/shutterstock.com, kurhan/shutterstock.com, goffkein.pro/shutterstock.com, SpeedKingz/shutterstock.com, YAKOBCHUK VIACHESLAV/shutterstock.com