Alkohol und Medikamente
Beruf, Haushalt, Familie und Pflege, kaum Pausen, wenig Freizeit: So sieht der Alltag vieler pflegender Angehöriger aus. Die körperlichen und psychischen Belastungen können bei Pflegenden zu Daueranspannung, Stress, Schlaflosigkeit und Schmerzen führen. Alkohol und Medikamente versprechen Erleichterung, doch dieses Versprechen ist tückisch: Die Gesundheit des pflegenden Angehörigen und auch die des Pflegebedürftigen werden dadurch stark gefährdet.
Wie kommt es zu einer Alkohol- und Tablettensucht in der Pflege?
Körperliche und psychische Belastungen, die die tägliche Pflegesituation und andere Verpflichtungen mit sich bringen, können zu Stress führen. Überlastungen werden mitunter durch Alkohol oder Medikamenten wie Schmerz-, Beruhigungs- und Aufputschmitteln unterdrückt. Der Konsum kann anfangs beruhigend wirken. Diese Wirkung lässt jedoch nach einiger Zeit nach, weil der Körper sich an die Dosis gewöhnt. Da nur eine Steigerung des Konsums die Wirkung erhält, erhöhen sich die Menge. So entsteht eine Sucht. Aufzuhören fällt vielen Betroffenen schwer, weil sie zum Beispiel Entzugserscheinungen fürchten oder sich selber gar nicht als abhängig wahrnehmen.
Wie sehen eine Therapie und eine mögliche Lösung des Sucht-Problems aus?
Im Fokus einer Therapie steht, die Ursache der Sucht zu finden und sie zu bekämpfen. Ist eine Überforderung der Grund für die Sucht, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Unter Umständen muss ein anderer die Versorgung des Angehörigen übernehmen. Auch eine verringerte Arbeitsintensität durch Entlastungsangebote kann eine Lösung sein. Unter Umständen ist der Umzug des Pflegebedürftigen in eine Betreuungseinrichtung die einzige Lösung. Ambulante Therapien können bei schwacher bis mäßiger Abhängigkeit erfolgreich sein. In schwierigen Fällen ist ein stationärer Aufenthalt jedoch unumgänglich.
Wo bekomme ich Hilfe und weitere Informationen?
Holen Sie sich professionellen Rat, um der Ursache für die Gewalt auf den Grund zu gehen. Wichtige Ansprechpartner sind der Hausarzt, Suchtberatungsstellen und Krisentelefone. Auch Selbsthilfegruppen können Betroffene auffangen. Weitere Informationen bietet die Psychologische Online-Beratung „pflegen-und-leben.de“ sowie die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS).
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