Verletzungen bei der Gartenarbeit: Infektionen vermeiden
Beim Gärtnern müssen auch kleine Wunden richtig versorgt werden.
Bei der Gartenarbeit kommt es häufig zu kleinen Verletzungen. Schere oder Messer rutschen beim Schneiden von Blumen oder Gartenbast ab, Rosendornen pieken, Brombeerranken sorgen für Kratzer, beim Hantieren in der Erde mit bloßen Händen rammt sich ein Splitter unter die Haut.
Hobbygärtnerinnen und -gärtner sollten diese vermeintlich harmlosen Wunden ernstnehmen, denn in der Erde von Beeten und Balkonkästen leben Millionen von Bakterien. Etliche von ihnen lösen schwere Infektionen aus wie etwa Tetanus.
Bakterien sind generell riskant, weil sich Wunden an Fingern und Händen rasch schließen. „Wenn dann in einer solchen Wunde Keime eingeschlossen sind, die sich ohne Sauerstoff vermehren können, steigt das Gesundheitsrisiko rasant“, sagt Jens Wagenknecht, Facharzt für Allgemeinmedizin aus Varel und Mitglied im Vorstand des Deutschen Hausärzteverbandes.
Schnittverletzung – schnelle Wundinfektion
Bei einer Schnittverletzung im Garten besteht dem Mediziner zufolge immer die Gefahr, dass sich die Wunde infiziert und deshalb auch eitert. Die Infektion kann sich leicht im Körper ausbreiten, zumal dann, wenn – wie an der Hand – der Weg von einer oberflächlichen Verletzung zu Gelenken und Sehnen nur wenige Millimeter kurz ist. Gelenke und Sehnen aber können Keime kaum abwehren, da sie gar nicht oder nicht gut durchblutet werden. In Gelenken gibt es nur Gelenkschmiere – ideal für Bakterienwachstum. Sammelt sich Eiter im Gelenk an, entsteht ein so genanntes Gelenkempyem. Es schränkt die Beweglichkeit ein, verursacht Schmerzen und kann chronisch verlaufen.
Dringt die Infektion in die Sehnenscheide oder die Sehne selbst ein, vermag sie sich, so Wagenknecht, „blitzartig, innerhalb von wenigen Stunden“ auszubreiten, schlimmstenfalls über die Blutbahnen und das Lymphsystem im ganzen Körper. Mögliche Folge: eine Blutvergiftung.
Bei kleinen Schnittverletzungen oder Kratzern bei der Gartenarbeit gibt Jens Wagenknecht diese Erste Hilfe-Tipps, um sie zu behandeln:
- Einen verletzten Finger nicht in den Mund stecken, das behindert die Blutstillung und bringt die Keime der Mundhöhle direkt in die Wunde;
- Nicht auf die Wunde fassen oder pusten, es könnte Keime hineinbringen;
- Die Wunde genau betrachten, ist Erde oder Schmutz darin, die Wunde unter lauwarmem Wasser ausspülen;
- Bei einer offenen Wundfläche anschließend antibakteriell wirkende Wundsalbe oder Wunddesinfektionsspray auftragen und einen sterilen Verband anlegen oder ein ringsum abschließendes Pflaster verwenden;
- Tropft Blut aus einer kleinen, sauberen Schnittwunde, einen Moment ohne zu wischen abwarten, damit die Blutgerinnung einsetzen kann, anschließend einen Kompressionsverband anlegen;
- Neugier ist menschlich – lassen Sie trotzdem den Verband oder das Pflaster dran und die Wunde in Ruhe. Schauen Sie nicht gleich nach, ob sie noch blutet;
- Sollte eine zunächst heilende Wunde anschwellen, pochen, schmerzen, sich ringsherum röten, oder gar Funktionseinbußen verursachen, suchen Sie bitte umgehend ärztliche Hilfe;
- Tiefere Wunden, deren Ränder klaffen oder ausgefranst sind, sowie stark verschmutzte Wunden müssen umgehend ärztlich versorgt werden.
Tetanus-Impfung auffrischen
Hobbygärtnerinnen und -gärtnern sollten ihre Tetanus-Impfung alle zehn Jahre auffrischen. Gartenhandschuhe sind beim Gärtnern ein Muss. Mit der richtigen Schutzausrüstung lassen sich Unfälle bei der Arbeit mit Gartengeräten vermeiden. Wer Diabetes, Polyneuropathie oder „Wasser in den Beinen“ hat, sollte sogar im Sommer stets lange Hosen und feste Schuhe tragen, denn selbst kleinste Wunden können leicht zu einem offenen Geschwür führen.
- miu
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