Verletzungen durch Feuerwerkskörper: Kinder vor Gefahren an Silvester schützen
Raketen und Böller fügen Kindern jedes Jahr schwere Verletzungen an Händen, Augen und Gehör zu. Tipps für ein kindesicheres Silvester.
Für Kinder ist das Silvesterfeuerwerk etwas ganz Besonderes. Sie dürfen lange aufbleiben und können den Countdown zum Entzünden der Feuerwerkskörper kaum erwarten. Doch Unfälle mit Feuerwerkskörpern können diese Hochstimmung empfindlich trüben.
Häufige Silvester-Verletzungen
An den Tagen rund um Silvester kommen immer wieder auch Kinder mit schweren Sprengkörperverletzungen und Verbrennungen in die Notaufnahmen. Viele haben offene Wunden an den Händen oder an anderen Extremitäten, weil sie Kontakt zu explodierenden Feuerwerkskörpern hatten. Im schlimmsten Fall werden Finger oder Hände durch fehlgezündete Raketen und Böller abgerissen. Seltener, aber nicht weniger gravierend sind Verletzungen im Genitalbereich, verursacht durch Böller in der Hosentasche sowie Verbrennungen am Rücken, weil ein Feuerwerkskörper im Kragen des Kindes gelandet ist.
Schäden an Augen und Gehör
Explosionen in Kopfnähe führen zu schmerzhaften Schmauchspuren im Gesicht, aber auch zu Augen- und Gehörschäden, die in spezialisierten Kliniken behandelt werden müssen. So können Detonationen oder fliegende Fremdkörper das kindliche Auge dauerhaft schädigen. Die Schallimpulse explodierender Böller sind häufig so stark, dass sie Knalltraumata, Tinnitus oder bleibende Schwerhörigkeit verursachen. Das Tragische: Viele Kinder mit Verletzungen an Augen und Gehör haben die Feuerwerkskörper gar nicht selbst gezündet, sondern standen nur zur falschen Zeit am falschen Ort.
Unterschätzte Gefahren von Feuerwerk
Die besondere Situation zum Jahreswechsel begünstigt Kinderunfälle mit Feuerwerkskörpern. Denn wenn gefeiert wird und Alkohol fließt, neigen Eltern eher dazu, ihre Aufsichtspflicht zu vernachlässigen. Der Nachwuchs wiederum fühlt sich motiviert, Regeln zu missachten oder sich Feuerwerkskörper zu nehmen, die nicht altersgerecht sind. Für Gefahren an Silvester sorgt außerdem die Tatsache, dass Kinder ungewöhnlich lange wach bleiben dürfen – doch Müdigkeit und Übermut lassen sie unachtsam werden.
Vorsicht: Blindgänger am Neujahrstag
Die Gefahr ist nach der Silvesternacht noch nicht gebannt: Viele Kinder ziehen am Neujahrstag durch die Straßen, um liegengebliebene Böller, sogenannte Blindgänger, zu suchen und erneut zu zünden. Dabei ist das Risiko einer unmittelbaren Explosion besonders hoch, denn die Bauteile sind oft fehlerhaft oder die Zündschnüre zu kurz. Kinder sind generell davon abzuhalten, vermeintlich abgebrannte Feuerwerkskörper anzufassen oder zu sammeln – zu groß ist die Gefahr, dass doch noch Aktivität darin steckt.
Tipps für ein sicheres Silvesterfeuerwerk mit Kindern
- nur unter Aufsicht von Erwachsenen böllern
- altersgerechte und zugelassene Feuerwerkskörper verwenden
- Böller vom freien, feuerfesten Untergrund aus starten (nicht aus der Hand)
- ausreichend Abstand zu Umstehenden einhalten, nicht auf sie zielen
- lange Haare beim Anzünden zurückbinden
- sich nach dem Zünden schnell entfernen
- direkt nach dem Feuerwerk sammeln Erwachsene die Böllerreste in einem Wassereimer
Realistische Verbote und Regeln aufstellen
Erwachsene sind dafür verantwortlich, Kinder vor Verletzungen durch Raketen und Böller zu schützen. Doch es macht wenig Sinn, ihnen das Böllern komplett zu verbieten, sie um Mitternacht ins Haus zu schicken oder nur ein Tischfeuerwerk anzubieten. Gerade ältere Kinder lassen es sich kaum nehmen, beim „richtigen“ Feuerwerk dabei zu sein. Eltern sollten sie dabei gut beaufsichtigen und nüchtern bleiben, um besonnen handeln zu können. Wichtig ist es vor allem, Kindern schon im Vorfeld verbindliche Regeln mit auf den Weg zu geben und sie wahrheitsgemäß, aber altersgerecht über mögliche Verletzungsgefahren aufzuklären.
Silvester mit Kindern: Extra Feuerwerk am frühen Abend
Während sich die Jüngsten auf das Zuschauen beschränken sollten, können Eltern ihren Kindern schon im Grundschulalter erklären und zeigen, worauf es beim sicheren Böllern ankommt. Auch spricht nichts dagegen, sie unter Aufsicht altersgerechte Feuerwerkskörper selbst zünden zu lassen. Es gilt, einen gesunden Kompromiss zwischen kontrollierten Gefahrensituationen und ersten eigenen Erfahrungen zu finden. Ideal ist ein Kinderfeuerwerk am frühen Silvesterabend: So haben die Jüngsten ihren Spaß beim altersgerechten Böllern – liegen dann aber schon im Bett, wenn die Erwachsenen gefährlichere Feuerwerkskörper zünden.
Welche Feuerwerkskörper sind für Kinder geeignet?
Sichere Böller und Raketen haben eine Registriernummer der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM). Kleinstfeuerwerk der Kategorie 1 (Aufdruck: BAM-P I plus eine vierstellige Zahl) ist für Kinder ab 12 Jahren zugelassen. Dazu gehören Knallerbsen, Wunderkerzen, Bodenwirbel und kleine Fontänen.
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