Tipps zum Einbau eines Treppenlifts
Zuhause kann ein Treppenlift den Alltag erleichtern. Was ist vor dem Einbau zu bedenken?
Treppenlifte eignen sich für gerade und kurvige Treppen und sogar für Wendeltreppen. Es gibt unterschiedliche Liftsysteme, die gängigsten Arten sind der Steh- und der Sitzlift. Ob der Einbau in Frage kommt, hängt von mehreren Faktoren ab, zum Beispiel vom Gesundheitszustand. So muss die Person, die den Treppenlift benutzen will, den Transfer auf den Sitz allein schaffen und den Lift auch alleine bedienen können. Grund dafür ist, „dass der Bedienhebel bei Treppenliftsystemen die ganze Zeit gehalten werden muss. Lässt man ihn los, stoppt der Lift sofort“, sagt die Architektin Antje Voss vom „Beratungszentrum für technische Hilfen und Wohnraumanpassung“ des Vereins „Barrierefrei leben“ in Hamburg.
Bei bestimmten Erkrankungen wie Parkinson oder fortschreitender Demenz kommt der Expertin zufolge ein Treppenlift daher nicht in Frage. Es besteht die Gefahr, dass während der Fahrt aufgrund eines Tremors ein Fuß von der Fußstütze abrutscht oder die demenziell erkrankte Person aufstehen oder absteigen möchte.
Bauliche Voraussetzungen
Des Weiteren gibt es bauliche Voraussetzungen wie Tragfähigkeit, Steigungswinkel und Mindestbreite der Treppe. Flucht- und Rettungswege müssen frei und die Treppe verkehrssicher bleiben. Die Regeln und gesetzlichen Vorgaben dazu stehen in der DIN-Norm 18065 sowie in der Bauordnung des jeweiligen Bundeslands und sind zu beachten.
Für den Einbau eines Treppenlifts innerhalb eines Wohngebäudes ist laut Antje Voss keine Baugenehmigung nötig, bei einem Außenlift kann das aufgrund des Baurechts jedoch der Fall sein. In einer Miet- oder Eigentumswohnung zu wohnen, stellt für den Einbau kein Hindernis dar. Allerdings sind dort ebenfalls rechtliche Vorgaben zu beachten: Bei Mietwohnungen ist das schriftliche Einverständnis des Vermieters erforderlich, bei Eigentumswohnungen bedarf es der Zustimmung der Eigentümergemeinschaft. Beide können der Architektin zufolge nur in bestimmten Fällen ablehnen, etwa wenn der Einbau eines Treppenlifts die Statik des Hauses gefährdet oder gegen Sicherheitsbestimmungen verstößt.
Bei Mehrfamilienhäusern gelten strengere Regeln als bei Einfamilienhäusern mit bis zu zwei getrennten Wohnungen. Hauseigentümer und -eigentümerinnen sind, so Voss, verpflichtet, Flucht- und Rettungsweg sowie Brandschutz zu prüfen, sonst verlieren sie den Schutz der Wohngebäudeversicherung.
Alternative zum Treppenlift
Stufen lassen sich auch mit so genannten Treppensteighilfen überwinden. Es gibt unterschiedliche Arten: Die eine ist treppenunabhängig und funktioniert wie eine Sackkarre, erfordert also die Hilfe einer zweiten Person. Diese Art Treppensteighilfe lässt sich mit wenigen Griffen am Rollstuhl an- und abmontieren, es gibt sie aber auch mit integriertem Sitz. Der andere Typus Treppensteighilfe wird an der Treppe installiert und unterstützt Menschen beim selbstständigen und sicheren Gehen auf der Treppe. Er eignet sich für sturzgefährdete Personen, die das Gehen trainieren sollen, um ihre Mobilität zu erhalten.
Wohnberatungsstelle vorab kontaktieren
Am besten lassen sich Interessierte von einer Wohnberatungsstelle neutral beraten, bevor sie mehrere Angebote von Fachbetrieben einholen. „Der Kostenvoranschlag muss die fachgerechte Durchführung garantieren. Das heißt, die Treppe, die Bewegungsfläche davor und die Parkposition müssen ausgemessen werden“, sagt Voss. Ein Aspekt dabei: Reicht der Platz, um mit dem Rollator heranzufahren und sicher auf den Sitz des Treppenlifts zu wechseln?
Des Weiteren rät die Expertin, das Angebot darauf zu prüfen, ob die Person, die den Treppenlift benutzt, damit zurechtkommt. Ein wichtiger Punkt ist die Größe und Handhabung des Hebels, der bei manchen Modellen nur sehr klein ist, bei anderen dagegen ein komfortabler Joystick.
Die Kosten für den Einbau eines Treppenlifts hängen von Art und Modell, Treppenform und Anzahl der Stockwerke ab. Die Schienen für den Lift werden an die Treppe angepasst, das macht es bei kurvigen Treppen teurer. Für gerade Treppen bieten Fachfirmen oft auch gebrauchte, generalüberholte Modelle, mitunter sogar einen Treppenlift zur Miete an.
Anträge für Zuschüsse vor dem Einbau stellen
Die Pflegekasse zahlt für eine „Maßnahme zur Verbesserung des individuellen Wohnumfeldes gemäß Paragraph 40 Absatz 4 des elften Sozialgesetzbuchs“ bis zu 4.000 Euro Zuschuss. Antje Voss rät, den Antrag damit zu begründen, dass mit dem Treppenlift die eigenständige Mobilität erhalten werden kann und es keine Alternativen dazu gibt. In einigen Bundesländern und Kommunen existieren Förderprogramme, die KfW Bankengruppe gewährt Kredite für altersgerechtes Umbauen – die Mittel sind allerdings schnell ausgeschöpft. KfW-Kredite können nicht mit dem Zuschuss der Pflegekasse kombiniert werden. Bei fehlenden Eigenmitteln gibt das Sozialamt Geld dazu, wenn Antragsstellende Sozialleistungen beziehen.
Für alle genannten Fälle gilt jedoch, den Antrag vor dem Einbau zu stellen und die Bewilligung abzuwarten, bevor beauftragt wird.
Billig kann teuer werden
Ein häufiger Fehler beim Kauf eines Treppenlifts ist, nur auf den Preis zu schauen und das günstigste Angebot zu wählen: „Viele achten nicht darauf, ob es ein Auslaufmodell ist, wie lange es Ersatzteile gibt und einen Kundendienst vor Ort“, weiß Voss. Falls die Technik einmal nicht funktioniere, komme ein guter Fachbetrieb am selben Tag.
Ein Lift muss regelmäßig gewartet werden; der Wartungsvertrag sollte separat vom Kaufvertrag geschlossen und ebenfalls sorgfältig geprüft werden. Sind nach Ablauf der Ersatzteilgarantie für einen defekten Treppenlift keine Ersatzteile mehr erhältlich, kann es sich lohnen, beim Kundendienst herstellerunabhängiger Treppenliftfachbetriebe anzufragen, ob eine Reparatur möglich ist.
Weiterführende Links
Lokale Beratungsangebote und regionale Wohnberatungsstellen finden sich über die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung e. V.
Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen bietet weitere Informationen und die Checkliste „Entscheidungshilfe für den Erwerb eines Treppenliftes“ an.
Foto (Titelbild): Robert Kneschke / stock.adobe.com
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