Mit der Motorsäge im Wald und Garten sicher arbeiten
Gefahren kennen, Schutzkleidung tragen, Unfälle vermeiden – das A und O beim Arbeiten mit der Motorsäge.
Wer im Wald Brennholz für den eigenen Bedarf machen will, braucht dafür den so genannten Motorsägenführerschein. Auch Gartenfreunde mit Kettensäge profitieren davon, einen Kurs zu besuchen und den sicheren Umgang zu erlernen.
In öffentlichen Wäldern müssen Brennholzselbstwerber in der Regel nachweisen, dass sie befähigt sind, mit der Motorsäge sicher umzugehen und einen Motorsägenschein vorlegen. Auch wer auf einem Grundstück Dritter mit der Kettensäge arbeitet – zum Beispiel Nachbarn in deren Garten beim Baumschnitt hilft oder in einem Kleingartenverein – benötigt den Schein. Andernfalls kann es bei einem Unfall Probleme mit Haftung und Versicherung geben. Auf dem eigenen Privatgrundstück ist zwar kein Kettensägenschein nötig, aber nachdrücklich zu empfehlen.
„Die Handhabung einer Motorsäge erklärt sich nicht intuitiv von selbst“, sagt Klaus Klugmann, Präventionsexperte der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG). Es reicht auch nicht aus, die Bedienungsanleitung zu lesen. Klugmann vergleicht es mit dem Autofahren: „Niemand käme auf die Idee, nur die Bedienungsanleitung des Autos zu lesen und einfach loszufahren.“ Um fachkundig und sicher mit einer Kettensäge zu arbeiten, müsse man wissen, wie damit zu schneiden ist und wie sie in verschiedenen Situationen reagiert. Rohholz sei ein Naturwerkstoff und nie gleich.
Motorsägenkurse vermitteln Theorie und Praxis
Im Grundlagenkurs lernen die Teilnehmenden zum Beispiel nicht nur die Motorsäge mit allen sicherheitstechnischen Einrichtungen kennen und sie sicher zu starten, sondern auch, einfache notwendige Wartungsarbeiten durchzuführen. Zum erforderlichen Basiswissen gehört zudem, Unfallverhütung, die vollständige Schutzausrüstung und deren Pflege zu kennen sowie keine unzulässigen Arbeitsweisen anzuwenden. Des Weiteren erlernen die Kursteilnehmenden grundlegende Schnitttechniken am liegenden Holz sowie die Gefährdungen und Belastungen bei der Arbeit mit der Motorsäge zu erkennen. Dazu zählen etwa die Spannungen im Holz, weshalb es wichtig ist, die Zug- und Druckseite von liegendem Holz bestimmen zu können. Denn schlägt beim Sägen ein Stamm oder Ast unkontrolliert hoch oder aus, führt das häufig zu schweren Verletzungen.


Persönliche Schutzausrüstung notwendig
Ob im Wald oder im Garten, für Arbeiten mit der Motorsäge ist eine Persönliche Schutzausrüstung (PSA) nötig. Im eigenen Garten gilt die Bedienungsanleitung, und die ist unbedingt zu beachten. Die Gefährdungen durch die Motorsäge existieren unabhängig vom Arbeitsort, sagt Klaus Klugmann. Auch bei den neuerdings nachgefragten Gehölzschneidern mit Akku – umgangssprachlich oft als „Mini-Kettensäge“ bezeichnet – besteht die Gefahr, sich massiv zu verletzen. „Es geht ja letztendlich um die eigene Gesundheit“, gibt der Präventionsexperte zu bedenken. So erlitt etwa die Schauspielerin Cate Blanchett 2020 bei der Gartenarbeit einen Unfall mit der Kettensäge und trug dabei eine kleine Schnittwunde am Kopf davon. Oft sind die Verletzungen durch die Sägekette jedoch schwer und laut Klugmann außerdem im Heilungsverlauf schwierig.
Die Persönliche Schutzausrüstung besteht aus:
- einem Schutzhelm mit Gehör- und Gesichtsschutz (Visier)
Achtung: Schutzhelme sollten spätestens nach vier Jahren ausgetauscht werden, auch wenn es keine besonderen Belastungen gab - Arbeitshandschuhen zum Schutz gegen mechanische Gefährdungen wie Holzsplitter
- eine Arbeitshose mit Schnittschutz. Kommt die laufende Sägekette mit dem Schnittschutz in Kontakt, werden Schnittschutzfasern herausgezogen und verstopfen den Antrieb der Motorkettensäge. Das Gerät stoppt dadurch abrupt. Eine Schnittschutzhose kann Schnittverletzungen nicht immer verhindern, aber die Verletzungsschwere deutlich verringern. Die Waschanleitung ist unbedingt zu beachten, um die uneingeschränkte Schnittschutzfunktion zu erhalten
- Schnittschutz-Sicherheitsschuhe oder -stiefel mit griffiger Profilsohle, Zehenschutzkappe und Schnittschutzeinlage
- Im Wald: Oberbekleidung in Signalfarben, zum Beispiel orange oder gelb.
Achtung: Beim Sägen immer nur Jacken ohne Bändel tragen, es besteht sonst die Gefahr, dass die sich in der Motorsäge verfangen und diese unkontrollierbar machen.
Das Schnittschutzgebot für Motorsägearbeiten ist am Schnittschutz-Piktogramm zu erkennen. Praxisüblich reicht Schnittschutzkleidung der Schutzklasse 1 aus.
Im Garten steigen viele Menschen auf eine Leiter, um Äste mit der Motorsäge oder dem Gehölzschneider zu schneiden. „Das ist zweifach gefährlich“, warnt Klugmann. Zum einen fehle dabei der sichere Stand, zum anderen schlage ein abgesägter, herabfallender Ast einen schnell einmal von der Leiter. Für solche Arbeiten sollten Gartenfreunde ein sicheres Gerüst benutzen – oder aber eine Stangensäge für den Baumschnitt verwenden. „Das geht auch fix und vom Boden aus und ist zudem leise.“
Beim Sägen mit der „Mini-Kettensäge“ neigen außerdem viele Menschen dazu, mit der einen Hand den Ast festzuhalten und mit der anderen das Gerät, weiß der Präventionsexperte. Sie riskieren damit schwere Verletzungen an der Hand am Ast, sollte der Gehölzschneider ausschlagen.
Bei Arbeiten mit der Kettensäge sollten sich weder Kinder oder Haustiere in der Nähe aufhalten, selbst im eigenen Garten nicht. Zudem darf sich keine weitere Person im Schwenkbereich der Motorsäge befinden. Achtung: Alleinarbeit mit der Motorsäge ist jedoch verboten – das gilt für das Selbstwerben von Brennholz im Wald ebenfalls. Ein Mobiltelefon dabei zu haben, genügt nicht. Es muss immer eine zweite Person zumindest in Ruf- und Sichtweite sein, um Erste Hilfe zu leisten oder den Rettungsdienst zu alarmieren.
Wer im Wald Brennholz sägt, muss es auch sicher abtransportieren. Einachsige Hänger sind dafür ungeeignet und zweiachsige Hänger erfordern eine entsprechende Fahrerlaubnis.
So finden Sie einen geeigneten Motorsägenkurs
Wer privat einen Kettensägenführerschein machen will, muss mindestens 18 Jahre alt sowie körperlich und geistig gesund und fit sein, um eine Motorsäge zu bedienen, ohne sich und andere zu gefährden. Bei der Auswahl eines Anbieters sollten Interessenten und Interessentinnen darauf achten, dass der Anbieter seriös und das Zertifikat anerkannt ist. Kurse, die das Gütesiegel des gemeinnützigen Vereins Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF) tragen sowie Lehrgänge an Fortbildungsstätten, die von der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) begutachtet wurden, erfüllen diese Anforderungen.
Für Privatleute bietet sich vor allem der Lehrgang „Grundlagen der Motorsägenarbeit“ (Modul A) an. Er dauert zwei Tage und kann aufgeteilt werden in A 1 (berechtigt zum Aufarbeiten von gefälltem Holz) und A 2 (berechtigt zum Fällen von Schwachholz bis zu einem Brusthöhendurchmesser von 20 Zentimetern).
Motorsägenkurse nach KWF-Standard sind zu finden unter: www.motorsaegenkurs.de
Eine Übersicht über von der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) anerkannte Fortbildungsstätten gibt es unter: www.svlfg.de/lehrgaenge-fuer-arbeiten-mit-der-motorsaege
- miu
Foto (Titelbild): Peter Kniez / shutterstock.com
Mehr zum Thema "Sicher im Garten"
In der Rubrik “Sicher im Garten” informiert Sie über häufige Ursachen für Gartenunfälle sowie die Möglichkeiten, diese zu verhindern. Mit unseren Sicherheitstipps können Sie Ihren Garten nicht nur kindersicher und seniorengerecht gestalten, sondern auch Verletzungen bei der Gartenarbeit vermeiden.

